41. Alibaba Group Holding Limited

Umsatz 2022: RMB 32,272 Mrd. (€ 4,560 Mrd.)

Überblick

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Alibaba wurde 1999 als B2B-Online-Marktplatz für chinesische Unternehmen gegründet, die ihre Waren weltweit verkaufen wollten. 2019 rangierte Alibaba auf Platz fünf der globalen Internetfirmen, gleich hinter Facebook, aber die Gruppe ist mittlerweile über ihre Wurzeln hinausgewachsen und hat sich in den Bereichen Finanzen, traditionelle und digitale Medien, Filmproduktion und -vertrieb entwickelt. Mitbegründer Jack Ma, der 2019 als Vorsitzender zurückgetreten ist, ist für viele Chinesen ein Synonym für Unternehmertum. 2019 wurde Ma auf der Forbes-Liste der reichsten Chinesen auf Platz eins geführt. Heute ist Alibaba eines der größten Internet- und Medienunternehmen weltweit und beschäftigt rund 235.000 Mitarbeiter.

Basisdaten

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Hauptsitz:
969 West Wen Yi Road
Yu Hang District
Hangzhou 311121
Zhejiang Province
China
Telefon: 0086 571 8502-2088
Website: www.alibabagroup.com

Branchen: digitale Medien, E-Commerce für Groß- und Einzelhandel, Cloud Computing
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.04. - 31.03.
Gründungsjahr: 1999

 

Ökonomische Basisdaten (in Mrd. RMB)
202320222021202020192018
Umsatz gesamt868,687
853,062717,289509,711376,844250,266
Umsatz „digital media and Entertainment“31,482
32,27231,18620,09424,28619,564
Gewinn72,509
61,959150,308149,26387,661,412
Aktienkurs (in $, Jahresende)--
88,09118,79232,73217,00139,75
Beschäftigte235.216
254.941251.462117.600101.95866.421

Geschäftsführung

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Management:

  • Daniel Yong Zhang, Chairman and Chief Executive Officer
  • Joseph C. Tsai, Executive Vice Chairman
  • Toby Xu, Chief Financial Officer
  • J. Michael Evans, Director and President
  • Maggie Wei Wu, Director
  • Judy Tong, Chief People Officer
  • Li Cheng, Chief Technology Officer
  • Sara Yu, General Counsel
  • Jessie Zheng, Chief Risk Officer, Chief Platform Governance Officer, Chief Customer Officer
  • Trudy Dai, President of Core Domestic E-commerce

 
Board of directors:

  • Daniel Yong Zhang, Chairman and Chief Executive Officer
  • Joseph C. Tsai, Executive Vice Chairman
  • J. Michael Evans, Director and President
  • Maggie Wei Wu, Director
  • Kabir Misra, Director
  • Chee Hwa Tung, Independent Director
  • Walter Teh Ming Kwauk, Independent Director
  • Jerry Yang, Independent Director
  • Wan Ling Martello, Independent Director
  • Weijian Shan, Independent Director
  • Irene Yun-Lien Lee, Independent Director
  • Albert Kong Ping Ng, Independent Director

Geschichte

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Alibaba: eine in China legendäre „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte. Ma Yun, ein eher dünner Lehrer, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs (und sich den englischen Namen „Jack“ ausgesucht hat), brachte Ende der 1990er Jahre siebzehn ehrgeizige junge Leute zusammen, die das Internet als neuen, virtuellen Marktplatz verstanden. Zu einem Zeitpunkt, als die Internetnutzung in China zwar noch gering war, aber stetig wuchs. 1998 gab es in China gerade mal 2,1 Millionen Nutzer, bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 1,2 Milliarden. Die Idee war eine Website, die es Exporteuren ermöglichte, Angebote einzustellen, die die Online-Kunden dann direkt, unter Umgehung der Einzelhändler kaufen konnten. Innerhalb kürzester Zeit erhielt das „rauflustige" Unternehmen dann Investitionen von Goldman Sachs (fünf Millionen Dollar) und der japanischen SoftBank (20 Millionen Dollar). „Wir werden es schaffen, weil wir jung sind und niemals aufgeben", hat Ma angeblich zu seiner kleinen Gruppe von Mitarbeitern gesagt.
 
Alibabas Riesenerfolg seit der Gründung 1999 hat allerdings in hohem Maße von der Konsumrevolution profitiert, die in China stattfand. In den 1990er und 2000er Jahren war das Wachstum nur schleppend. Und selbst als China Japan überholte und zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufstieg, trugen vor allem große Infrastrukturprojekte und der Immobiliensektor dazu bei. Das starke Wachstum konnte nicht über den schwachen Binnenkonsum hinwegtäuschen. Die Debatte darüber hielt an, ob die Chinesen, die traditionell mehr Wert auf Sparen als auf Ausgaben legten, eine Konsumgesellschaft werden konnten. Man war sich einig, dass der Übergang Chinas von einer Industrie- zu einer Konsumwirtschaft (in der die Menschen den „Drang zum Geldausgeben" verspüren) nicht einfach sein würde. Heute allerdings betonen Analysten, dass chinesische Verbraucher eine „transformative Kraft" nicht nur in China, sondern weltweit sind. Man kann sich kaum vorstellen, dass ein solcher Übergang jemals bezweifelt wurde. Trotz einer gewissen Verlangsamung wegen des anhaltenden Handelskriegs mit den Vereinigten Staaten ist der Konsum in China, dem mittlerweile größten Verbrauchermarkt der Welt, stark geblieben. 2018 überstieg der Gesamtkonsum die Marke von 5,3 Billionen Dollar.

Das Wachstum von Alibaba in den frühen 2000er Jahren konzentrierte sich auf seinen Online-Business-to-Business-Marktplatz, der Importeure, Exporteure und globale Versand- und Luftfrachtdienste zusammenbringt. Das Unternehmen erwirtschaftete 2002 seinen ersten Gewinn und hatte zu diesem Zeitpunkt 400 Mitarbeiter. Die Entwicklung von Alibaba zu einem vollwertigen Online-Marktplatz, an dem die Verbraucher direkt beteiligt sind, wurde 2003 mit der Eröffnung der Online-Einkaufsplattform Taobao vorangetrieben: Eine Reaktion auf den Einstieg von eBay in den chinesischen Markt 2002 durch den Kauf der chinesischen Auktionsseite EachNet. Eine Reihe von Wettbewerbern, darunter JD.com, VIPshop, Pin Duo Duo und andere folgten Taobao. Dies war für die Alibaba-Gruppe eine Zeit, die sie auf ihre Führungsrolle als vollwertiger Online-Marktplatz vorbereiten sollte. 2004 brachte Alibaba Alipay auf den Markt, eine einfache, sichere Zahlungslösung für Online-Verbraucher (die später der Alibaba-Tochter Ant Financial unterstellt werden sollte), die Zahlungen auf Taobao und Tmall erleichterte und mit zahlreichen Finanzinstituten, darunter Visa und Mastercard sowie einer wachsenden Zahl lokaler Online-Unternehmen zusammenarbeitete. Alipay machte es den Chinesen möglich, Transaktionen direkt mit ihren Mobilgeräten durchzuführen, sei es online oder durch das Scannen von QR-Codes in Einzelhandelsgeschäften, die bald auch kleine Läden, Restaurants und sogar Straßenverkäufer umfassten.

Trotz der anfänglich großen Hoffnungen von eBay auf Erfolg auf dem chinesischen Markt wurde dieser wichtigste ausländische Konkurrent bis 2006 verdrängt, da er nicht mit Taobao konkurrieren konnte, das zu diesem Zeitpunkt einen Anteil von 60 Prozent am inländischen B2B- und B2C-Markt hatte. Der nächste Schritt von Alibaba war die Entwicklung von Tmall (ehemals Taobao Mall), einer Business-to-Consumer-Plattform, ähnlich wie Amazon. 2009 stieg Alibaba in den wachsenden Markt für grenzüberschreitenden E-Commerce ein und startete die Beta-Version von AliExpress, einen Dienst, der es Verkäufern aus China ermöglicht, internationale Online-Käufer direkt zu erreichen (allerdings nicht in China). 2014 startete Alibaba seine beliebte Plattform für grenzüberschreitenden E-Commerce (oder „haitao") Tmall Global, die chinesischen Verbrauchern eine direkte Verbindung zu ausländischen Einzelhandelsplattformen bietet. Der Trend zum grenzüberschreitenden Einkaufen in China, der sich auf das große Interesse der Chinesen an ausländischen Waren stützt, die oft als qualitativ hochwertiger angesehen werden, wuchs in außergewöhnlichem Tempo: 2011 stieg er um fast 75 Prozent und erreichte eine Marktgröße von 600 Milliarden Dollar.

2009 traf der Konzern auf Drängen von Daniel Zhang, dem damaligen Chief Operating Officer, eine Entscheidung, die Chinas Konsumlandschaft neu gestalten sollte. Die Idee war, am 11. November ein jährliches Singles-Day-Einkaufsfest zu veranstalten, ein Tag, der in China seit den 1990er Jahren (wobei die Ursprünge nicht ganz klar sind) als ein Tag für junge Männer an chinesischen Universitäten gilt, an dem das Single-Leben gefeiert wird. Zhangs Idee war es, die Marke Alibaba durch eine große landesweite Online-Verkaufsveranstaltung weiter auszubauen. Bei der ersten Veranstaltung 2009 erreichte der Gesamtwert der über die Alibaba-Plattformen verkauften Waren 7,8 Millionen Dollar - ein bescheidener Anfang für das, was innerhalb weniger Jahre zu einem chinesischen Kulturphänomen werden sollte, das liebevoll "Double 11" genannt wird. 2017 brachte das Ereignis mehr als 25 Milliarden Dollar ein, und am Singles Day 2019 stieg der Umsatz in den ersten 14 Sekunden auf über 140 Millionen Dollar. Nach anderthalb Minuten waren es 1,4 Milliarden.

E-Commerce und Einzelhandel sind nach wie vor das Kerngeschäft von Alibaba. Im Juli 2019 hielt die Gruppe einen Anteil von 55,9 Prozent am chinesischen E-Commerce-Markt. Darüber hinaus hat Alibaba eine Vielzahl anderer Dienstleistungen in verwandten Segmenten aufgebaut, darunter Online-Zahlungen, Verbraucherfinanzierung und Logistik. 2013 startete Alibaba "Cainiao", auch bekannt als "China Smart Logistics", ein nationales Netzwerk von Logistik- und Kurierunternehmen (mit einer Anfangsinvestition von 43 Milliarden Dollar), das es Alibaba ermöglicht, 100 Prozent der Verbraucher in China innerhalb von 24 Stunden zu erreichen. 2014 ging Alibaba in New York an die Börse, was damals der größte Börsengang der Geschichte war und 25 Milliarden Dollar einbrachte. Ant Financial, das im Oktober 2014 gegründet wurde, ist das Finanzdienstleistungsunternehmen von Alibaba und betreibt den 2004 eingeführten Alipay-Dienst. Alimama wurde 2007 gegründet und ist die Marketingabteilung der Gruppe, die sich auf E-Commerce-Marketing und die Anwendung von KI spezialisiert hat. Im Jahr 2017 führte Alimama eine neue Plattform zur Marketingoptimierung namens TMOP ein, die digitale Tools und KI einsetzt, um Händler mit Online-Kunden zusammenzubringen.

In den letzten Jahren hat sich die Gruppe auch um eine Diversifizierung bemüht. Mit der Einführung von Alibaba Cloud im Jahr 2009 stieg das Unternehmen in die wachsende Branche der Cloud-Dienste ein, die Online-Datenbank-, Speicher-, Management- und Anwendungsdienste anbieten. Der Umsatz in diesem Segment wuchs zwischen 2018 und 2019 um 84,5 Prozent, wodurch sich sein Anteil am Gesamtumsatz von Alibaba auf 7 Prozent mehr als verdoppelte. 2013 dann begann Alibaba, aktiv in das Unterhaltungssegment vorzudringen. In dem Jahr erwarb das Unternehmen eine Musik-Streaming-App namens TTpod, die zur Grundlage von Alibaba Planet wurde und es Musikfans ermöglichte, ihren Lieblingskünstlern zu folgen, entsprechende Artikel zu kaufen und an Fan-Aktivitäten teilzunehmen. AliMusic entstand im März 2015 durch die Fusion von Alibaba Planet mit Xiami Music, einer Online-Musik-Website mit einer riesigen Bibliothek. Die Fusion sollte der Gruppe einen Anteil von 20 Prozent an Chinas digitaler Musikindustrie verschaffen, aber in diesem Markt ist Alibaba hinter anderen Akteuren zurückgeblieben, insbesondere hinter Tencent Music (das rund 80 Prozent des Marktes kontrolliert). Heute ist Alibaba ein Außenseiter auf dem Streaming-Musikmarkt. 2014 erwarb Alibaba eine Mehrheitsbeteiligung an ChinaVision Media, aus der dann die Alibaba Pictures Group hervorging, heute das Flaggschiff von Alibabas wachsendem Unterhaltungsgeschäft. Im darauffolgenden Jahr tätigte das Unternehmen seine erste Investition in eine Hollywood-Produktion und erwarb eine Minderheitsbeteiligung an Paramount Picture's "Mission: Impossible - Rogue Nation".

Nachdem die Dominanz von Alibaba auf dem chinesischen E-Commerce-Markt gesichert ist, hat sich die Gruppe in den letzten Jahren verstärkt auf den Ausbau ihres internationalen Geschäfts konzentriert. Mit dem Kauf der Lazada Group 2016 machte Alibaba Fortschritte in Südostasien. Man will aber auch in Märkte expandieren, in denen Amazon eine dominante Stellung einnimmt: in Europa und Nordamerika. Hier wiederum wird Europa eine Priorität zugemessen, doch musste man feststellen, dass das trotz günstiger Gebühren schwierig wird. Während sich mehrere kleine Unternehmen der AliExpress-Plattform angeschlossen hat, haben größere Namen nur langsam nachgezogen. In der Zwischenzeit hat Alibaba gehofft, dass seine US-Expansion im Großhandel beginnen kann. Auf Alibaba.com sind 2019 etwa ein Drittel der Käufer in den USA ansässig, aber 95 Prozent der Verkäufer auf der Plattform sind nach wie vor Chinesen.

2019 erwirtschaftete Alibaba immer noch mehr als 80 Prozent seines Gesamtumsatzes mit seinem Kerngeschäft Handel. Sein digitales Medien- und Unterhaltungsgeschäft, ein Bereich, in dem das Unternehmen hofft, mit Rivalen wie Tencent und Baidu konkurrieren zu können, wurde von einigen Analysten nur als „Millionengrab" bezeichnet.

Management

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„Jack stand zu sehr heraus in der Ära von Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping", berichtete der Pekinger Manager Jörg Wuttke, ehemaliger Chef der europäischen Handelskammer in China. „Beim G20-Gipfel in Hangzhou 2016 schien er den Hof zu halten und nicht Xi... Jack musste seine öffentlichen Auftritte zurückfahren." Bei der Bekanntgabe seiner Pläne, 2018 abzutreten, sagte Ma: „Ich habe noch viele Träume zu verfolgen. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich nicht gerne untätig bin. Die Welt ist groß, und ich bin noch jung, also möchte ich neue Dinge ausprobieren.“ Im September 2019 trat er offiziell von seinem Amt als geschäftsführender Vorsitzender zurück, kritisierte allerdings Ende Oktober 2020 noch die chinesischen Regulierungsbehörden bei einer Rede in Schanghai. Danach verschwand er mysteriöserweise für fast drei Monate. Mitte Januar 2021 tauchte der sonst sehr die Öffentlichkeit liebende Milliardär wieder auf und kündigte an, sich noch mehr als bislang für karitative Zwecke einsetzen zu wollen: „Ich habe in diesen Tagen gemeinsam mit meinen Kollegen gelernt und nachgedacht. Wir sind nun noch entschlossener, uns Bildung und Wohltätigkeit zu widmen“.

Seit 2019 ist jetzt Daniel Zhang, Gründungsmitglied des führenden chinesischen Technologiekonzerns Alibaba, geboren 1972 in Schanghai, der Alibaba-Chairman. Zitat Spiegel online: „Daniel ist ein stiller Topmanager... Er zieht die Privatsphäre vor, er ähnelt im Stil anderen Managern, die das Understatement betonen. Ohne das geht es dieser Tage nicht." Zhang, ein anderer Typ als Konzerngründer Jack Ma, dem Selfmademan. Er hat als Buchhalter angefangen, hatte aber auch die Idee für den „Singles‘ Day“, an dem Alibaba jedes Jahr 25 Milliarden Dollar umsetzt.

Geschäftsbereiche

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Digital Media und Entertainment

Youku: Alibaba ist seit 2016 Mehrheitseigner der drittgrößten Online-Streamingplattform in China, nach Tencent Video (Tencent: Platz 4 im IfM-Ranking) und iQiyi (Baidu: Platz 19 im IfM-Ranking).

Alibaba Pictures: Seit der ersten Hollywood-Investition 2015 hat die Filmfirma Alibaba Pictures, die 2014 nach der Übernahme von ChinaVision Media von Alibaba gegründet wurde, sich in eine Reihe bedeutender Produktionen eingebracht, darunter den Oscar-prämierten Film „Green Book". 2016 kündigte Alibaba eine Partnerschaft mit Amblin Partners an, der US-amerikanischen Filmproduktion von Steven Spielberg. Hier geht es auch um eine Kooperation bei der Vermarktung, dem Vertrieb und dem Merchandising von Amblin-Filmen in China. Die Vereinbarung räumt Alibaba auch die Option ein, globale Produktionen von Amblin mitzufinanzieren. Laut dem unternehmenseigenen Nachrichtendienst der Alibaba Group, Alizila, war Alibaba Pictures 2019 an der Finanzierung von 23 Produktionen beteiligt. Alibaba Pictures hat weiterhin in Film und Unterhaltung investiert und im März 2020 eine Mehrheitsbeteiligung an dem Varieté-Produzenten Tianjin Yinhekuyu gekauft. Das Unternehmen verzeichnete allerdings aufgrund eines allgemein schwachen Umfelds für die chinesische Unterhaltungsindustrie in den letzten Jahren anhaltende Verluste.

Außerdem: Alibaba ist Lingxigames Entwickler und Vertreiber von mobile games und betriebt mit Damai online ticketing.

E-Commerce (Auswahl)

Nachdem die Dominanz von Alibaba auf dem chinesischen E-Commerce-Markt gesichert ist, hat sich die Gruppe in den letzten Jahren verstärkt auf den Ausbau ihres internationalen Geschäfts konzentriert. Mit dem Kauf der Lazada Group 2016 machte Alibaba große Fortschritte in Südostasien. Man will aber auch in Märkte expandieren, in denen Amazon eine dominante Stellung einnimmt, nicht zuletzt in Europa und Nordamerika. Hier wiederum wird Europa eine Priorität zugemessen, doch musste man feststellen, dass das trotz günstiger Gebühren schwierig wird. Während sich eine größere Anzahl kleiner Unternehmen der AliExpress-Plattform angeschlossen hat, haben größere Namen nur langsam nachgezogen. In der Zwischenzeit hat Alibaba gehofft, dass seine US-Expansion im Großhandel beginnen kann. Auf Alibaba.com sind 2019 etwa ein Drittel der Käufer in den USA ansässig, aber 95 Prozent der Verkäufer auf der Plattform sind nach wie vor Chinesen.

Taobao: Alibabas Flagship-Website für Online-Einkäufe seit Mai 2003. Auf Taobao können Einzelhändler und Unternehmen Online-Shops einrichten, um dann direkt an Kunden zu verkaufen. Sie erleichtert die Online-Zahlung und Logistik und garantiert die Lieferung innerhalb von 24 Stunden. Die Website ist mit 600 Millionen Nutzern die größte E-Commerce-Website der Welt und bietet auch Livestreaming über ihren Live-Kanal an, um den Verkauf zu fördern.

Taobao Mall, oder Tmall, ist Alibabas Business-to-Consumer-Website, die im April 2008 gestartet wurde. Alibaba baute die Website auf, um die E-Commerce-Angebote von großen Händlern und Markeninhabern von denen einzelner Verkäufer und kleiner Unternehmen zu trennen. 2012 wurde der chinesische Name in „Tian Mao" („Himmelskatze“) geändert. Tmall ist Chinas größter B2C-Dienst und hielt 2018 einen Anteil von 60 Prozent am inländischen B2C-Markt. Auch der Elektrofahrzeughersteller Tesla eröffnete im April 2020 seinen ersten chinesischen Online-Flagship-Store hier auf der Tmall-Plattform.

AliExpress ist der Online-Einzelhandel der Gruppe, der Produkte für internationale Online-Käufer anbietet. Seit dem Start 2010 hat sich AliExpress bemüht, Unternehmen und Marken aus dem Ausland anzuziehen - mit begrenztem Erfolg. AliExpress ist aktiv auf europäische Marken zugegangen, um sie auf die Plattform zu bringen, und hat angeboten, auf monatliche Gebühren für Marken und Unternehmen zu verzichten, um zu versuchen, die Dominanz von Amazon zu brechen.

Im April 2016 erwarb Alibaba im Rahmen seiner internationalen Expansion eine Mehrheitsbeteiligung an der Lazada Group, dem südostasiatischen E-Commerce-Unternehmen, das Maximilian Bittner 2012 mit der Berliner Risikokapitalfirma Rocket Internet gegründet hatte. Die Lazada Group hatte von ihrem Hauptsitz in Singapur aus bereits eine starke Präsenz in sechs Ländern Südostasiens. Im März 2018 erhöhte Alibaba seine Beteiligung an dem Unternehmen mit einer zusätzlichen Investition von 2 Milliarden US-Dollar und ersetzte Bittner durch Lucy Peng. Im September 2019 dann war Lazada mit über 50 Millionen aktiven Käufern auf seiner Plattform der führende E-Commerce-Dienst in Südostasien.

Die 2014 gegründete Ant Financial Services Group (Hangzhou) ist der Betreiber des 2004 eingeführten mobilen Zahlungssystems Alipay von Alibaba, das für viele (zusammen mit WeChat) hinter dem komplett neuen Online-Zahlungsverkehr und dem bargeldlosen Online- und Offline-Konsum steht. Dazu gehört auch ein „Treuhandsystem“, bei dem Geld einbehalten wird, bis beide Parteien einer Transaktion die Zahlung bestätigen. Ant Financial ermöglicht inzwischen auch andere Finanzdienstleistungen wie Kredite, Kreditkarten und Kreditbewertungen.

Cloud Computing and Innovation

Alibaba Cloud wurde im September 2009 anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Gruppe gegründet und ist eine Cloud-Computing-Plattform, die E-Commerce und Datendienste für Online-Unternehmen in China und weltweit anbietet. Das Unternehmen ist mittlerweile in mehr als 200 Ländern tätig und belegte 2019 den dritten Platz beim globalen Marktanteil für Cloud-Dienste. Im Januar 2017 ging Alibaba Cloud eine Partnerschaft mit dem Internationalen Olympischen Komitee ein, um der weltweite Cloud-Service-Provider der Olympischen Spiele zu werden. Alibaba Cloud hat auch Forschungszentren auf der ganzen Welt eingerichtet, darunter in Singapur, den USA (Silicon Valley) und Dubai.

Aktuelle Entwicklung

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Alibaba und der chinesische Konkurrent Tencent (Platz 4 im IfM-Ranking) sehen sich wohl beide zur Entlassung von Tausenden Mitarbeitern gezwungen, wie man März 2022 in der Tech-Presse lesen konnte. Grund: langsames Wachstum wegen der Corona-Pandemie. Laut Reuters könnte es sein, dass Alibaba 39.000 Angestellte, oder 15 % seiner Gesamtbelegschaft entlassen muss. Auf Weibo, dem chinesischen Twitter (von der Sina Corporation, Platz 95 im IfM-Ranking) ist sogar von 30 % die Rede. Auch der Aktienkurs hat sich von Ende 2020 bis Ende 2021 halbiert. Dazu hat China mit 2,3 Prozent das niedrigste Wirtschaftswachstum seit vier Jahrzehnten verzeichnet, wie aus den jüngsten Daten des Nationalen Statistikamtes hervorgeht.